Wie die Welt nach Schüttorf kam

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Das feudale Schüttorf

Der Bau einer Kirche in Schüttorf wird als als Akt der Franken im 8. oder 9. Jahrhundert vermutet – Belege dafür gibt es nicht. Nachweisbar ist, dass Graf Ecbert zu Bentheim dem Ort Schüttorf am 6. November 1295 die Stadtrechte verliehen hat.

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Figure 1: Urkunde über die Stadtrechte von Schüttorf.

Für Jahrhunderte war der Marktort von einer Mauer umgeben, und dadurch strikt abgegrenzt vom Umland. Wer sich im Innern der funktionalen Ordnung des Stadtpatriziats fügte, konnte Freiheit von feudaler Abhängigkeit erlangen. Das Angebot dieser Unabhängigkeit war auf die männlichen Haushaltsvorstände beschränkt. Insgesamt lebten im Ort weniger als tausend Menschen. Die Rechte mussten erarbeitet und erkauft werden und waren von der eigenmächtigen Bewilligung durch Stadtobere anhängig.

Die Moderne in Schüttorf

Im neunzehnten Jahrhundert sprengte auch Schüttorf seine Umgrenzungen. Wie an so vielen anderen Orten der Welt, erreichte die neue Zeit auch Schüttorf im März 1795 in der blutigen und zerstörerischen Form eines Krieges, als die Armeen des revolutionären Frankreichs das Gebiet verheerten, bevor es neu geordnet wurde.

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Figure 2: Schlachtplan des Koalitionskrieges von 1795 (Karte von 1838).

Der Beginn der neuen Zeit ließ noch auf sich warten. Für Schüttorf lässt er sich recht präzise auf den 1. Januar 1868 festlegen. An diesem Tag wurde das Unternehmen "Schlikker & Söhne" gegründet, um von der Manufaktur auf die mechanische Weberei umzustellen (Criegee 1995). Erst als Folge dieses Schritts hat sich die Einwohnerzahl Schüttorfs von 1867 bis 1900 mehr als verdoppelt, von 1.734 auf 4.110. In den 33 Jahren vor Beginn der Industrialisierung hatte sich die Bevölkerung um 26 Prozent erhöht, im nachfolgenden Zeitraum gleicher Länge um 137 Prozent.

Die Voraussetzung für die Einführung des mechanischen Webens war die Fertigstellung der Bahnstrecke vom niederländischen Almelo nach Salzbergen im September 1865. Erst jetzt konnten die Kohlen und Rohstoffe in großen Mengen herangeschafft und die Warenproduktion schnell verteilt werden. Der aus Holland eingewanderte Gerhard Schlikker (1805-1898) war mit seinen Verbindungen, seinem Kapital und seiner Weitsicht entscheidender Wegbereiter dafür.

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Figure 3: Urkunde vom 17. Mai 1862, die den Streckenverlauf festlegte (Gelking 1985: 11).

Die Streckenführung der Bahnlinie basierte jedoch auf dem altbekannten Kurs der "Hamburger Postkoets", die von 1666 bis 1831 von Naarden über Gildehaus und Schüttorf nach Rheine und Osnabrück geführt hatte. Bezeichnenderweise hatte erst eine andere moderne Kreislaufroute – die Dampfschiffahrt von Amsterdam nach Hamburg und zurück – ihre Ende bedeutet.

Demokratische Stadtrechte in Schüttorf

Zur Erlangung der demokratischen Stadtrechte Schüttorfs gibt es einen Beitrag auf den Seiten den Heimatvereins Schüttorf, sowie einen Podcast von der Ems-Vechte-Welle.

Referenzen

  • Criegee, Hermann. 1995. Textilindustrie in Schüttorf. In: 700 Jahre Stadt Schüttorf. Stadt Schüttorf: Bad Bentheim, S. 463-508.
  • Gelking, Bernhard. 1985. Mit Dampf, Diesel und Strom. Zech: Schüttorf.